Ein Rabe als Star – „Der Zauberlehrling“ kommt im nächsten Jahr wieder!
Wenn der Rabe Koraki auf die Bühne kommt, freuen sich die Kinder schon – denn in der Regel kommt ein lustiger Spruch dabei heraus, wenn er den Mund aufmacht. Vielmehr: Wenn der Schauspieler Pascal Jounais den Mund aufmacht, der der Rabenpuppe die Stimme leiht. Der in Schwarz gekleidete Schauspieler ist ebenfalls auf der Bühne zu sehen – „wir haben uns bewusst dafür entschieden“, sagt Produzent Frank Sitter, „weil er es wunderbar schafft, den Raben zum Leben zu bringen.“ In der Tat funktioniert das Prinzip prima – der Rabe ist der eindeutige Star der Vorstellung, zumindest, was die Anzahl der Lacher betrifft. Und somit auch natürlich der Liebling der Kinder, die am Sonntag in der Familienvorstellung und am Montag in einer Schulvorstellung sehr zahlreich erschienen waren (im nächsten Jahr kommt sie übrigens wieder – am 13. Dezember ab 14 Uhr).
Die eigentliche Hauptfigur ist allerdings nicht Koraki, sondern der titelgebende Zauberlehrling, namentlich Konrad. Das heißt, ein Lehrling ist er zunächst noch nicht, er will es erst noch werden. Fasziniert von der Magie, lernt Konrad den großen Zauberer Tarabas kennen – und mit ihm auch seine Tochter Lilli, die ihm sofort außerordentlich sympathisch ist. Die Sache hat nur einen Haken: auch Lilli wollte eigentlich bei ihrem Vater in die Lehre gehen, jetzt sind die beiden Konkurrenten. Dass die ebenso spannende wie magische Geschichte nach allerlei Irrungen und Wirrungen am Ende für alle Beteiligten gut ausgeht, versteht sich dabei fast von selbst. Sehr humorvoll ist das umgesetzt, etwa, wenn der mächtige Zauberer des Nachts im Schlafrock beim Wurst-Stibitzen erwischt wird, oder wenn Rabe Koraki einen Auftrag mit dem Satz „Ich bin gegen Tierversuche“ kontert und mit seinen Kumpels, den Angry Birds droht. Gespickt ist das Stück zudem mit einigen Illusionen und Zaubertricks, umgesetzt von Jan Philip Hilger.
Produziert wurde „Der Zauberlehrling“ ursprünglich für das Theater Arnstadt, wo es am 1. Advent auch seine vielumjubelte Premiere feierte, anschließend ging es nach Merzig, dann nach Bremen. Im Mittelpunkt steht natürlich das namensgebende Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, das am Ende des ersten Teils in einer der stärksten Szenen der Inszenierung eindrucksvoll umgesetzt wird: die von Konrad zum Leben erweckten Besen tanzen im Schwarzlicht. Zu Beginn des zweiten Teils wird dieser Part noch einmal wiederholt. Das Bremer Publikum würdigte (nicht nur) diese Szenen mit großem Applaus.
„Das macht uns stolz, wenn es so gut ankommt“, sagt Produzent Frank Sitter. Und auch Komponist Marko Formanek, der das fertige Stück mit seiner Musik in Bremen zum ersten Mal sah, ist happy mit dem Ergebnis: „Man sieht, es ist mit sehr viel Liebe gemacht.“ Und: „Es freut einen natürlich immer, wenn die eigene Musik so gut funktioniert.“ Der Komponist schaute sich das Stück gemeinsam mit seiner Frau und der sechsjährigen Tochter in Bremen an – die beiden sind auch beim Komponieren stets seine ersten Testhörer, verriet er. Etwa zwei Monate hat er an der Musik geschrieben; die Produktionszeit für das gesamte Musical nahm laut Sitter etwa eineinhalb Jahre in Anspruch.
Geschrieben wurde es von Oskar Maywald, Regie führte Nadine Kühn, die das überlaufende Wasser theatral mit hellblauen Stoffbahnen umsetzt und in ihrer Inszenierung auch die Interaktion zwischen Schauspielern und Publikum fördert. „Wo ist er denn?“, fragt etwa der Zauberer nach dem Raben. „Da, da, da“ rufen sie Kinder aus dem Publikum – so soll es sein. Die Schauspieler schließlich tragen ebenfalls einen großen Anteil am Gelingen der Produktion: Julian Stöcklein ist ein ebenso neugieriger wie gelehriger Konrad, Irene Eggerstorfer eine offenherzige Lilli, Mario Zuber ein strenger Zauberer mit sympathischen menschlichen Schwächen und Nina Henrich als Haushälterin Therese die Seele der Zauber-Gemeinschaft.
Übrigens: Nächstes Jahr kommt die Produktionsfirma nicht nur mit einer weiteren Vorstellung von „Der Zauberlehrling“ wieder nach Bremen, sondern auch mit einem neuen Stück: Gezeigt wird dann „Der Karneval der Tiere“.
Text und Fotos: Frank Schümann