Golden Ace – …nur auf der Bühne schlafen alle
Sonntag Abend, 20 Uhr, die Spannung wächst im Metropol Theater. Dezente Beleuchtung, feine Klaviermusik – was mag nun kommen? Eine kleine Überraschung ist es, denn die Show beginnt nicht etwa mit einem besonders schönen oder besonders schön aussehenden Trick, sondern mit Erklärungen! Das Magierduo Golden Ace – bestehend aus Martin Köster und Alexander Hunte – entert mit viel Charme die Bühne und erklärt dem Publikum erst einmal, wie ein Zaubertrick entsteht, und wie er zusammengesetzt ist. Er besteht nämlich, so lernen wir, aus fünf Kapiteln: das beginnt mit den Zeigen eines Gegenstandes und führt über eine bestimmte Handlung, über das „Anfassen“ des Objekts und ein etwaiges „Zusammenfügen“ hin zu einer letztlichen Feststellung. Schon in diesen ersten Momenten ist klar: In dieser Show gibt es nicht die großen Kulissen, die Schwerpunkte sind anders gesetzt. Das formulieren sie auch wie folgt: „Wir wollen in die Welt eintauchen, die unsere Vorstellungen verändert, wo unser Verstand für einen Moment still stehen darf“.
Der Spannung und dem Charme dieser Show tut dies aber keinen Abbruch – im Gegenteil. Köster und Hunte haben eine Menge Tricks auf Lager, zu denen sie viel erklären; Kommunikation und das Mitnehmen der Zuschauer sind wesentliche Bestandteile ihres Programms mit dem Titel „Stell Dir vor Tour“. In ihrem ersten Trick geht es um Geld, das verschwindet und wieder auftaucht; die dafür benötigten Zuschauer kommen überwiegend gerne auf die Bühne. Die beiden Magier sind dabei sehr behutsam, fragen mehrfach nach und gehen auch auf die Wünsche der Besucher ein. Gefrotzelt wird allerdings auch viel: „Die erste Reihe müssen wir betrunken machen“, witzelt Hunte, „damit sie nicht so viel von den Tricks mitbekommen.“
Diese Tricks ernten tatsächlich häufig die erwarteten Ahs und Ohs: Speziell nach der Pause, wenn Köster seinen Kollegen unter einem Tuch verschwinden lässt – und ihn kurz darauf wieder herbeizaubert! „Wie hat er das denn gemacht?“, wird getuschelt – keine Falltür in Sicht, kein Spiegel – keine Ahnung! Auch ein kleiner Junge kommt aus dem Staunen nicht heraus, als er auf die Bühne geholt wird: Erst verschwindet eine Spielkarte, dann bekommt der Junge ein Geschenk – eine langweilige Paprika, wie er enttäuscht feststellt. Aber dann öffnet er die Paprika auf Geheiß der Zauberer – und siehe da, da ist die Karte! Die rund 500 Zuschauer im Metropol Theater zeigen sich begeistert.
Dass Hunte und Köster zu Recht zu den gefragtesten Newcomern der Magier-Szene zählen, stellen sie bereits vor der Pause eindrucksvoll unter Beweis: in einer langen Hypnose-Nummer, für die sie acht besonders geeignete, weil phantasiebegabte Zuschauer auf die Bühne bitten (nachdem sie die Eignung vorher getestet haben). Sieben der acht Ausgewählten lassen sich bereitwillig in Hypnose versetzen – nur eine Besucherin nimmt das Angebot an und geht auf ihren Platz zurück, als sie erfährt, worum es geht.
Die anderen werden nacheinander in einen tiefen Schlaf versetzt – auch hier agieren die beiden Magier wieder sehr vorsichtig, indem sie die Zuschauer mehrfach fragen, ob das okay ist. Beim Erwachen der Probanden wird deutlich, wie die Vorstellungskraft über den Körper triumphiert – die zuvor hypnotisierten tun, was Hunte und Köster ihnen sagen. So ist ein Mann nicht mehr in der Lage, die Zahl „vier“ zu zählen, er landet, wenn er sie sie sagen will, automatisch bei „fünf“. Eine weitere Freiwillige kann ihren Arm nicht mehr bewegen, eine dritte hat Beine aus Butter. Natürlich werden sie alle schnell aus ihrer Lage befreit – und geben dann auf Nachfrage auch an, sich nicht unwohl gefühlt zu haben.
Nach fast zwei Stunden Programm (mit Pause), in dem unter anderen Getränke erraten und ein Tisch zum Schweben gebracht wurde, verabschieden die beiden ihr Publikum mit den Sätzen: „Nehmen Sie aus der Welt der Magie wieder mit nach Hause und kommen Sie nächstes Jahr wieder, dann sind wir nämlich wieder hier.“ Den Reaktionen und Gesprächen danach war zu entnehmen, dass einige von diesem Angebot Gebrauch machen werden.
Text und Fotos: Frank Schümann