Wiedererkennung garantiert! – „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ funktioniert auch als Musical bestens

Der Film als Musical - Drei Haselnüsse für Aschenbrödel„Das fühlt sich ja schon ein bißchen wie Weihnachten an“, tuschelt eine Frau hinter mir. In der Tat, möchte man meinen – ist der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ doch seit Jahren im deutschen Fernsehprogramm nahezu gesetzt, wenn die Advents- und Vorweihnachtszeit ansteht. Dass der Film nicht nur auch als Musical, sondern auch zu einem anderen Zeitpunkt funktioniert, bewies am Freitag aber die Aufführung im gut besuchten Bremer Metropol Theater: das vielleicht am Anfang noch vorhandene Post-Weihnachts-Feeling wich mit laufender Spielzeit einem allgemeinen Wohlfühl-Zustand.

Das lag an dem sehr spielfreudigen Ensemble, an der
ebenso liebevollen wie unterhaltsamen Umsetzung – und natürlich am Sujet selbst. Dass der Film, der im Jahre 1973 als Kooproduktion der Tschechoslowakei und der DDR entstand, einmal so verehrt werden würde, war sicherlich nicht vorherzusehen: Autorin Bozena Nemcova hatte den Aschenputtel-Stoff an einigen Stellung verändert und damit aufgefrischt; diese Portion größere Frechheit schaffte es auch in den Film. Dass das Aschenputtel in Böhmen, wo der Film angesiedelt ist, schießen, reiten und auf Bäume klettern darf, ist sicherlich einer der Gründe dafür, dass die so aufgepeppte Vorlage bis heute so gut funktioniert. Ein anderer ist die Musik: komponiert von Karel Svobada und für den Film eingespielt vom Symphonieorchester Prag, hat sie einen großen Wiedererkennungswert und damit Ohrwurmcharakter. Spätere Versionen schafften es sogar in die Charts.

Um Wiedererkennung geht es natürlich auch in dem Musical, das Produzent Uwe Müller und Regisseur Nachbericht Drei Haselnüsse für Aschenbrödel im Metropol Theater BremenStephan Wurfbaum auf die Beine gestellt haben. Wer sich vor dem Musical-Besuch noch einmal den Film angeschaut hat, darf sich über identische Dialoge freuen, die auf der Bühne sogar etwas frischer vorgetragen wirken als im Film; kein Wunder, hat letzterer ja auch schon fast ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Der Nostalgiefaktor ist im Metropol Theater jedenfalls groß: Der Ausruf „Oh wie schön, wie im Film“ ist nicht von ungefähr zu vernehmen. Entsprechend wurde natürlich auch am Plot nichts geändert: Erzählt wird wie im Film die Geschichte vom abenteuerlustigen Aschenbrödel, die unter ihrer Stiefmutter leidet und als Dienstmagd gequält wird. Beim Jagen im Wald trifft sie auf den ebenfalls eher wilden Prinzen, den sie am Ende dann auch „bekommt“, allerdings erst nach einigen Wirrungen – und mit Hilfe ihrer Freunde und einiger verzauberter Haselnüsse.

Erfreulich sind der Einfallsreichtum und das Tempo der Übertragung auf die Musicalbühne: Neben den wortwörtlichen Dialogen sorgen vor allem die Pferdekostüme für Lacher im Publikum – und für vereinzelte Ahs und Ohs. Dem erstmaligen Auftritt des Königs samt Gefolge in einer Kutsche folgen – ob der Große Cast bei der Musical Aufführungtheatralen Wirkung – noch einige galoppierende Einlagen, die prompt mit Zwischenapplaus belohnt werden. Auch sonst ist viel auf der Bühne zu sehen, werden verschiedene Hintergrundbilder projiziert, die Kulissen mehrfach verändert und auch die Kostüme einige Male gewechselt. Zudem wird viel mit Lichtstimmungen gearbeitet.

Dass der Abend im besten Musical-Sinne funktioniert, liegt auch am guten Ensemble: Neben Henrike Starck als Aschenbrödel und Daniel Eric Biel als Prinz überzeugen vor allem Stephan Wurfbaum als Knecht Vincent, Annette Steinkamp als Stiefmutter, Alina Meinold als Dorchen (herrlich die Gesichtsausdrücke der beiden nach dem finalen Sturz mit dem Wagen) und Michael Fernbach als Präceptor; insgesamt ist es aber eine starke Ensembleleistung. Die Band um Musical Director Markus Schröder ist zwar nicht zu sehen, setzt die ergänzenden Kompositionen von Uwe Müller aber gut um. Fazit: Wer den Film liebt, wird auch mit dem Musical auf seine Kosten kommen!

Der Prinz auf der Suche nach Aschenbrödel

Weitere Termine:

  • Samstag, 1. Februar, 15 Uhr
  • Samstag, 1. Februar, 20 Uhr
  • Sonntag, 2. Februar, 14 Uhr

Text und Fotos: Frank Schümann